1. Der Penguin war da – ganz sicher!
Inhalt
Als Suchmaschinen Optimierer oder Kenner der SEO Szene bist du sicher im Bilde und hast an deinen eigenen Projekten bemerkt (oder gelesen), dass Google am Wochenende um den 17./18. Oktober 2014 einen aktuellen Penguin Algorithmus ausgerollt hat. Und seither rätselt man in Fachkreisen, ob das nur ein Refresh der Daten war, oder sogar ein komplett neuer Algo ausgerollt wurde. Es ist auch noch nicht absolut klar, ob das „Ausrollen“ noch andauert oder schon abgeschlossen ist. Offizielle Stellungnahmen dazu sind von Google nicht zu bekommen. Bemerkenswert ist das Ganze, weil es über ein Jahr gedauert hat, viele Website Betreiber dem Update entgegen gefiebert haben und letztlich sehr enttäuscht sind, dass ihre Projekte dem Penguin nicht entwischen konnten. Julian Dziki hat auf Seokratie einen Beitrag dazu verfasst, der die Frage stellt, ob es das schon gewesen sein sollte?! Und weil ich in dem Beitrag meine Methode – um dem Penguin trotz Negative SEO zu entkommen – umrissen habe, will ich meine Methode an dieser Stelle einmal ausführlich beschreiben.
2. Wie der Penguin Algorithmus auf Negatives SEO reagiert?
Wie wir wissen, mag Google es gar nicht, wenn Website Betreiber versuchen, das Ranking ihrer Seiten positiv zu manipulieren, und nutzt zum Erkennen dieser Manipulationsversuche, neben anderen, den sogenannten Penguin Algorithmus. Der zielt darauf ab, zu erkennen, ob Links freiwillig und als natürliche Empfehlung gesetzt wurden, oder mit der Absicht, die eigene Seite in den Suchergebnissen weit vorn zu platzieren. NegativeSEO zielt nun darauf ab, den Google Algo glauben zu lassen, dass der Website Betreiber die Links selbst gesetzt hat und dazu verlinken dann Mitbewerber und Konkurrenten auf die entsprechende Seite in so großen Mengen, dass der Algo „denkt“ hier liege ein Manipulationsversuch vor. Ich habe das hier schon einmal ausführlich beschrieben und kritisiert. Wie sich das Spiel in der Sichtbarkeitskurve zeigt, ist im folgenden Screenshot zu sehen.
Nun kann sich wohl jeder Leser und Kenner gut vorstellen, dass es nach dem Penguin 2 vorbei war mit dem schönen Ranking, Traffic weg, Einnahmen weg. Alles sehr ärgerlich, vor allem weil ich selbst nichts dafür getan habe. So stellte sich also diesen Sommer die Frage, was tun, um dem Penguin zu entkommen, denn tatenlos darauf zu warten, dass irgendwann schon alles wieder gut wird, wollte ich nicht mehr.
3. Dem Penguin entkommen mit neuer Domain und 301 Redirect
Nun stellt Google seit einiger Zeit das sogenannte „Disavow Tool“ zur Verfügung (das nebenbei bemerkt eine Erfindung von Microsofts Bing Suchmaschine ist), mit dem Seiteninhaber unerwünschte Links zu ihrer Website entwerten, also für ungültig erklären können. Davon habe ich reichlich Gebrauch gemacht und zwar schon zwei Tage nachdem die ersten dieser „bad Links“ auf meine Seite entdeckt wurden. Hat nur leider alles nicht geholfen.
Also habe ich in diesem Sommer die Website auf eine neue jungfräuliche Domain hochgeladen. Mit WordPress ist das ja alles recht einfach und funktioniert praktisch einwandfrei. Natürlich sollen dann aber auch die Besucher weitergeleitet werden und zwar automatisch. Das lässt sich in der .htaccess Datei mit einem 301 Redirect auch bewerkstelligen. Problem dabei ist, dass nach Aussagen einiger Experten als auch Mitarbeitern von Google selbst, mit diesem 301 Redirect nicht nur die Website umgezogen werden kann, sondern eventuell auch eine manuelle Penalty oder algorithmische Filter wie Penguin oder Panda mitumziehen, denn der Linktrust und der Pagerank werden zum größten Teil vererbt. BlackHatSEOs machen sich das Prinzip zu Nutze, und lassen ihre spammigen Churn and Burn Seiten nach einer Penalty umleiten, das geht einige Wochen gut, bis der Algo den Zauber entdeckt und weg ist sie auf ein Neues. Ich will es aber dauerhaft haben, also galt es zu überlegen, wie ich den Linkjuice der guten Links auf die neue Domain mitnehmen kann und gleichzeitig den der schlechten ausbremsen?
3.1 Bei Linkspam wird auf die Startseite verlinkt
Der Linkjuice der schlechten Links verteilt sich in meinen Fall nur auf die Startseite, weil all die schlechten Links – meist aus Blogkommentaren, Trackback und Pingback Formularen mit 99 % Nofollow Quote – ausnahmslos auf die Startseite meiner Domain verwiesen. Und das auch nur mit einer überschaubaren Anzahl von Keywords und zwar denen, die den meisten interessanten und lukrativen Traffic bringen. Hier mal eine grafische Darstellung der Linkprofile der alten Domain.
Und diesen, wenn man so will Fehler im Negative SEO System, habe ich mir zum Vorteil gemacht. Ich leite also nur alle Unterseiten automatisch via 301 Umleitung weiter, sowohl die Besucher, als auch den Linkjuice der guten und natürlichen Links. Auf die Startseite der alten Domain habe ich nur eine einfache weiße HTML Seite hochgeladen, mit einem Hinweis Satz, dass die Website umgezogen ist und einen für Besucher klickbaren „nofollow“ Link zur neuen Präsenz. Ich vermute, wenn die Attacke nicht nur auf die Startseite zielen würde, und damit einen Verdacht auf Manipulation erzeugen will, sondern auch auf die Unterseiten, würde das Prinzip des negativen SEO nicht funktionieren, weil der Algorithmus das vielleicht nicht als Manipulation erkennen würde.
Nachdem also die neue Domain eingerichtet ist, die gesamte Website umgezogen, alle 301 Redirects in der htaccess angelegt sind, gilt es nun natürlich noch die Links zu entwerten. Dabei habe ich meine Disavow Liste ohne kostenpflichtige Tools mit dem Majestic Linkexplorer erstellt, und diese sowohl auf die alte Domain in den Google Webmaster Tools, als auch auf die neue Domain hochgeladen. Das hat alles wunderbar funktioniert, es gab kaum Traffic Verluste, weil Besucher automatisch weitergeleitet werden und schon nach wenigen Wochen, hat sich auch das Ranking der neuen Domain super entwickelt und ich bin dem Penguin entkommen, wie die statische Sichtbarkeitskurve der neuen Domain zeigt. Vergleicht man die Sichtbarkeitskurven von alter und neuer, sieht man, dass nach dem letzten Penguin die neue Domain sogar einen deutlich höheren Sichtbarkeitsindex hat, als ihn die alte je hatte.
3.2 Disavow als ständigen Prozess begreifen und up to date halten
Wie du dir sicher denken kannst, ist meine erfolgreiche Anti Penguin Maßnahme auch dem netten Konkurrenten nicht verborgen geblieben und wenige Tage, nachdem die neue Domain mit den ersten guten Keywords in den Top 10 der SERPs aufgetaucht ist, hat er das Ziel seines Linkspams auf die neue Domain angepasst. In dem Moment habe ich mich ja zum ersten Mal gefreut, dass Google die SEO Welt auf den Penguin 3 hat warten lassen. Denn so hatte ich ausreichend Zeit, nach meiner oben genannten Methode auch die schlechten Links auf die neue Domain zu disavowen. Ich habe dabei das alte Disavow File einfach um die Links der neuen erweitert, da sind dann viele doppelt dabei gewesen, was vermutlich hilfreich war, weil ein großer Teil der bad Links schon vom ersten Disavow File entwertet worden war und Google durch den vergleichsweise langen Zeitraum genug Zeit hatte, die Liste mit insgesamt fast 7.000 Domains abzuarbeiten.
Also wird jetzt in regelmäßigen Abständen das Backlinkprofil geprüft und die disavow Liste entsprechend aktualisiert. Und wie die Screenshots als auch die Analyticsdaten und andere Trafficmetriken zeigen, hat sich das bisher gelohnt und jetzt, knapp vier Wochen nach dem 3er Penguin denke ich, dass man die Methode als bewiesen ansehen kann. Was leider auch bewiesen ist, dass negatives SEO wirkt, egal was Google dazu sagt oder auch nicht sagt. Ebenso ist bewiesen, dass auch Nofollow Links einen algorithmischen Filter wie den Penguin auslösen können, wobei hier wahrscheinlich ein bestimmtes Quorum erreicht werden muss, was ich aber durch die 99% Rate bei mir nicht genauer eingrenzen kann.
4. Anti Penguin Plan in der Übersicht
Auch weil ich Google nicht traue, verzichte ich an dieser Stelle auf ein abschließendes Fazit, vermutlich wird das Spielchen auch in Zukunft weiterzuführen sein, und ich stelle dir stattdessen die einzelnen Schritte einmal zusammengefasst dar:
- Website auf neue Domain hochladen
- Daten auf alter Domain löschen und durch HTML Seite mit „nofollow“ Link zur neuen Domain ersetzen
- Auf alter Domain htaccess Datei mit 301 Redirect ALLER Unterseiten umleiten
- Bad Links durch Hochladen vom Disavow File auf alter UND neuer Domain entwerten (ggf. entfernen lassen)
- In regelmäßigen Abständen das Backlinkprofil prüfen und Disavow Liste aktualisieren (zur Sicherheit auf alte und neue Domain in den Webmaster Tools hochladen)
- Bier öffnen und Prost! 😀
Ich bin recht sicher, dass die im Beitrag beschriebene Methode hilfreich ist, entweder für dich oder du kennst jemand mit ähnlichen Problemen, also spricht auch nichts dagegen, dass du sie weiter teilst, jedenfalls gestatte ich das gern 😉
Schreibe einen Kommentar